JULIE/IX

IX

Ich bekomme eine Postkarte aus Venedig.
Venedig sehen und sterben, schreibt sie mit ungelenker Schrift und unterschreibt mit Juliane.

Nora, in die Jahre gekommen, kränkelt.
Das Kind geht mir immer noch zu, sagt Julie stolz.
Das Kind ist kein Kind mehr, Julie, es ist ein junger Mann. Bald wird er ausfliegen und seine eigene Biografie verfassen.
Papperlapapp, niemand bügelt seine Hemden so fein, niemand liebt ihn so wie ich.
Außerdem. Ich mag es nicht, wenn du dich so in mein Leben drängst. Geh weg.


Gabriele Pflug

4 Kommentare:

  1. Ein wenig widerstrebend und kritisch schien sie mir von Anfang an. Aber nun hat sie an Selbstbewusstsein gewonnen.

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    1. sie hat sich nie gehen lassen, sich hat dazugelernt. und das ist es, was ich an menschen so mag. dass sie aus schwierigen Situationen mit aufgerichtetem kopf heraustreten!

      danke und liebe (sommer)grüße
      gabriele

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  2. Ja, man beginnt, die Erzählerin zu hinterfragen. Die Figur behält sich vor, das letzte Wort über sich zu haben - das ist genial!

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    1. es freut mich, dass du das heraus lesen konntest!
      gabriele

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